
Selbstständig mit Theater #8 Fäden, Anträge und Effectuation – Theater in Dosen
Transkript
Hallo und Herzlich wilkommen zu einer neuen Folge von Theater in Dosen – der Podcast. Mein Name ist Charlotte Werner und heute nehme ich euch wieder mit auf meinem Weg in die Selbstständigkeit im Theaterbereich.
Und zack sind schon wieder über zwei Monate vergangen seit der letzten Folge.
Und damit bin ich auch schon ein bisschen im Thema der Folge, nämlich: Wie zur Hölle organisiere ich meine Selbstständigkeit so, dass mir möglichst nichts vom Tisch fällt?
Als zweites versuche ich eine Art Minijahresrückblick und wage einen Ausblick ins nächste Jahr.
Doch zunächst zum Thema: Wie organisiere ich mich in meiner Selbstständigkeit? Im Großen und Ganzen kann ich wohl behaupten, dass ich ein ziemlich organisierter Mensch bin. Schließlich habe ich es irgendwie geschafft an einem Stadttheater in Vollzeit zu arbeiten und zeitgleich berufsbegleitend Kulturmanagement im Master zu studieren. Gut, mein Privatleben war in der Zeit auch eher nicht so vorhanden, aber damit hatte ich vorher auch gerechnet. Deshalb dachte ich: Ja Orgaskill Level ist irgendwie so bei dreitausend, wird schon mit der Selbstständigkeit problemlos funktionieren, also das organisiert bleiben.
Dabei habe ich aber hübsch den Fakt ignoriert, dass ein fester Job bedeutet, dass man regelmäßig irgendwo auftauchen muss und andere Menschen auch abhängig davon sind, dass man seinen Job erledigt. Und so ein berufsbegleitendes Studium beinhaltet Deadlines. Und Seminare, zu denen man auftauchen sollte. In der Selbstständigkeit gibt es all das nicht. Dafür sind alle meine Freizeitablenkungen irgendwie um mich herum, da mein Arbeitszimmer auch mein Wohnzimmer ist. Alternativ könnte ich auch in der Küche oder in meinem Bett arbeiten. Klingt für mich nach: Prokrastinationsessen und: „Hey, wenn ich eh im Bett bin, warum dann nicht schlafen?“ Also ist das Wohnzimmer / Arbeitszimmer die beste Alternative, bis ich reich genug für ein Büro bin.
Die große Frage ist also: Wie organisiere ich das? Und wie trenne ich trotzdem Arbeit und Freizeit? Während der Studienzeit habe ich bereits viele verschiedene Stay organised, behalte deine To Do´s im Blick Sachen ausprobiert, davon gibt’s ja Milliarden, und weiß deshalb das analoge Mittel für mich hier am besten funktionieren. Zeitpläne die an Wänden hängen für langfristige Projekte, Canbanboards für kleinteilige größere Projekte, bei denen man so lustige Post-its zwischen To Do, Doing unf Done hin und her schieben kann, und mein persönlicher Favorit: Das Bullet Journal. Das Bullet Journal ist so eine Art Mischung aus Kalender, To Do Liste, Zieletracker und bei Bedarf Tagebuch. Es braucht ein bisschen, um sich da einzuarbeiten. Allerdings lohnt es sich wirklich. Wer sich damit auseinandersetzen will dem kann ich wärmsten das Buch von Ryder Carroll darüber empfehlen (unbezahlte Werbung). Der hat sich die Methode ausgedacht. Ich rate hingegen davon ab sich das auf Pinterest oder Instagram oder ähnlichem zuerst anzuschauen, da es viele Menschen gibt, die aus ihren Bullet Journals Kunstwerke machen, die so aufwändig aussehen das ich, wenn ich das sehe, denke: Sieht total geil aus, aber wenn du Zeit dafür hast jede Seite so aufwändig händisch zu einem Kunstwerk zu machen, warum brauchst du dann ein System um organisiert zu bleiben? Das braucht doch voll lange. Ich bin allerdings auch nicht so sonderlich bewandert in Zeichnen und Co. Das Haus vom Nikolaus ist so ungefähr das Beste was ich zeichnen kann… Wie auch immer. Das Bullet Journal hält mich bisher in allen Lebenslagen super organisiert.
Wenn ich so ein tolles Tool habe, um organisiert zu bleiben, warum rede ich dann darüber wie ich organisiert bleibe?
Ganz einfach, weil ich bisher halt immer Deadlines oder einen Arbeitgeber im Hintergrund hatte. Jetzt bin ich nur noch mir selbst gegenüber verantwortlich. Das führt gerade zu einem inneren Kampf zwischen: Aaaahhh ich muss selbst für meinen Lebensunterhalt aufkommen! Ich muss für immer 24/7 arbeiten!!!! Und: Hmmm vielleicht geh ich heute spazieren und außerdem habe ich einen spannenden Roman hier liegen und wie geht eigentlich die Serie weiter, die ich gerade gucke? Und eigentlich könnte ich doch auch mal wieder nichts tun.
Dazu kommt der Punkt das ich weder 24/7 arbeiten möchte, weil ich jetzt selbstständig bin, noch in die Situation geraten will, dass ich am Ende des Monats nicht weiß, wie ich den nächsten Monat finanziere, weil ich zu oft gedacht habe: Ach, heute mach ich frei.
Und die Frage ist auch: Wie lege ich Prioritäten so fest, dass ich nicht immer das gerade Brennende bearbeite, sondern so, dass gar nicht erst was anfängt zu brennen? Also ist glaub ich klar was ich damit meine, oder? So wenn so eine To Do auftaucht und man ignoriert sie, bis man sie nicht mehr ignorieren kann und dann muss man eine Nacht durcharbeiten für etwas was man locker zwei Wochen vorher oder drei Wochen vorher mal in zehn Minuten hätte anfangen können. Na ja.
Folgende Dinge habe ich mir jetzt auf jeden Fall ausgedacht umso ein bisschen organisierter zu bleiben:
Erstens: Einmal die Woche treffe ich mich online mit einer Freundin für 20 Minuten und wir erzählen uns gegenseitig wie die letzte Woche arbeitstechnisch lief und was die To Do´s und Ziele für die aktuelle Woche sind. Die To Do´s und Ziele der Woche schreiben wir auf und überprüfen sie in der folgenden Woche gemeinsam. Das ist ziemlich hilfreich. Kann ich nur empfehlen.
Zweitens: Ich habe mir überlegt, wie viele Stunden pro Woche ich gerne arbeiten möchte. Dabei ist mir klar, dass es auch mal Überstunden geben wird und vielleicht auch mal Leerlauf. Danach habe ich überlegt, was eigentlich alles so auf meinem Plan steht an Aufgaben und Zielen. Daraus habe ich mir dann selbst einen Arbeitsvertrag geschrieben mit festen Arbeitszeiten, einer festen Anzahl von Urlaubstagen und darin festgehalten, wann und wie ich meine Ziele evaluiere und neue Ziele setze. Meine Arbeitszeiten verfolge ich jetzt tatsächlich mit einer Zeiterfassung in einer Tabelle. Das finde ich super schräg, weil ich sowas eigentlich gar nicht mag. Aber der Vorteil ist jetzt, dass ich dadurch lerne einzuschätzen wie viel Zeit ich tatsächlich für eine Aufgabe brauche und diese gut einplanen kann. Außerdem hat es den Nebeneffekt, dass ich nach einem Arbeitstag besser abschalten kann, da ich ja aufgeschrieben und somit einen schriftlichen Beweis dafür habe wie viel und das ich gearbeitet habe und mir deshalb besser erlauben kann abzuschalten. Das probiere ich jetzt seit zwei Wochen und das scheint ganz gut zu funktionieren.
Drittens ist bisher noch eine Überlegung und wird im neuen Jahr ausprobiert. Da ich recht vielfältig arbeite, verschiedene theaterpädagogische Projekte, Honorarjobs, Tätigkeiten als Kulturmanagerin und als Theaterschaffende, ist die Gefahr hoch, dass irgendwas hinten runterfällt und / oder chaotisch wird. Deshalb möchte ich nächstes Jahr ausprobieren, wie das funktioniert, wenn ich meine Arbeitstage quasi unter ein Motto stelle. Also sowas wie: montags Theaterpädagogisches, dienstagvormittags Podcasten, Donnerstagvormittag Bürokratiekram etc. Dabei ist klar, dass ich in Wochen in denen ich zum Beispiel ein dreitägiges Projekt an einer Schule mache, einen solchen Plan nicht einhalten kann. Aber das muss ja nicht heißen, dass ich es deswegen nicht ausprobiere.
Was meine Selbstorganisation angeht schaue ich also gerade recht optimistisch ins nächste Jahr.
So fancige Überleitung zum Minijahresrückblick oder so… Egal. Hier bitte schön Versuch eines Minijahresrückblick:
Also auch wenn ich Jahresrückblicke immer ein bisschen komisch finde. Warum ich trotzdem einen versuche? Weil ich dieses Jahr meine Selbstständigkeit gegründet habe und die „Selbstständig mit Theater“ Podcastfolgen zum Reflektieren gedacht sind. Deshalb dachte ich: Logisch, wenn ich einen Jahresrückblick mache.
Also: 2021, Corona wüted fröhlich durch die Gegend, ich schließe meinen Kulturmanagementmaster ab und entscheide mich dazu meinem Plan mich nach dem Masterstudium selbstständig zu machen zu folgen, auch wenn Corona Kultur und theaterpädagogisches Arbeiten irgendwas zwischen erschwert und unmöglich macht. Hat geklappt. Voll gut. Zumindest bis jetzt. Und der Januar ist auch schon ziemlich ausgebucht, und zwar so, dass ich weiß, das der Januar finanziell auch gut aufgestellt ist. Habe ich alles erreicht was ich dieses Jahr schaffen wollt? Nein. Habe ich mir zu viel vorgenommen? Ja. Werde ich das nächstes Jahr besser machen? Vermutlich nicht.
Dafür stelle ich gerade fest das ich echt schlecht in Jahresrückblicken bin. Wie auch immer.
Ich habe ja schon erwähnt, dass der Januar gut ausgebucht ist. Danach ist es, bisher, nicht mehr so viel. Allerdings ist für nächstes Jahr geplant: Die Premiere eines Comedyabends mit Opernarien, an dem ich probe. Ein Film- und Buchprojekt, für das noch Fördergelder organisiert werden müssen und eigene theaterpädagogische Projekte für Schulen anbieten. Sieht also nach einem Jahr mit Arbeit aus, die hoffentlich irgendwas zwischen gut und sehr gut vergütet wird. Ich freue mich auf jeden Fall auf das nächste Jahr, in dem ich als Selbstständige tätig sein werde.
Ich verabschiede mich nun für dieses Jahr und wünsche schöne Feiertage, einen guten Rutsch ins Nächste Jahr und hoffe das ihr nächstes Jahr wieder zu hört.
Wenn ihr Fragen habt, über ein Thema mehr wissen oder Feedback geben wollt dann meldet euch gerne bei mir über einen der folgenden Wege:
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Intro und Outro von Sebastian R. Richter