Folge 15 Selbstständig mit Theater #7 Förderanträge

Ich stelle mir mal wieder die Frage wie ich den für mich richtigen Workload finde. Außerdem setze ich mich mit dem Thema Förderanträge auseinander und teile mein Wissen zu Fragen wie: Wie und wo?

Das Transkript zur Folge findet ihr unter dem Podcastplayer. Viel Spaß beim Hören/Lesen.

Selbstständig mit Theater #8 Fäden, Anträge und Effectuation Theater in Dosen

  1. Selbstständig mit Theater #8 Fäden, Anträge und Effectuation
  2. Selbstständig mit Theater #7 Förderanträge
  3. Kulturmanagement Spezial
  4. Selbstständig mit Theater #6 Orgaskill Level 3000
  5. Selbstständig mit Theater #5 Explodiernde Kalender und Verträge

Transkript:

Hallo und Herzlich willkommen zu Theater in Dosen der Podcast. Mein Name ist Charlotte Werner und heute nehme ich euch wieder mit auf meinem Weg in die Selbstständigkeit im Theaterbereich.

Es gibt diesen Witz, Spruch vielleicht eher: „Ich wollte nicht mehr Nine to Five arbeiten, also habe ich mich selbstständig gemacht. Jetzt arbeite ich 24/7.“
Genau das möchte ich nicht. Also weder das eine noch das andere. Gut Nine to Five ist im Theaterbereich auch eher ein Mythos. Deshalb habe ich, wie bereits in vorherigen Folgen erzählt, mich viel damit auseinandergesetzt, wie ich mir meine Arbeitswoche so strukturiere. Dabei habe ich jetzt etwas ganz Hervorragendes geschafft: Ich habe mir meine Arbeitszeit und wann ich was mache, so streng strukturiert, das ich selbst keine Lust mehr auf den von mir für mich geschaffenen Job hatte. Glanzleistung. Also quasi von vorne den Spaß. Allerdings hat es mich tatsächlich in einem Punkt sehr voran gebracht: Einschätzen zu können ab wann ich viel für einen Tag gearbeitet habe, wie viel Freizeit ich brauche und dadurch auch etwas besser: Welches Arbeitspensum ist für mich momentan realistisch? Das ist ja auch etwas, dass sich von Zeit zu Zeit ändert.
Wie bereits in vorherigen Folgen erzählt, bekomme ich momentan einen Gründerzuschuss vom Arbeitsamt. Der läuft gerade aus. Ich kann allerdings eine Verlängerung beantragen. Wenn die bewilligt wird, bekomme ich für weitere neun Monate 300€/Monat, um meine Versicherungen zu decken. Eine der Aufgaben für den Antrag ist es, die unternehmerischen Aktivitäten der letzten Monate zu beschreiben. Ich glaube, ich hör dafür mal eine Runde meinen eigenen Podcast *lacht*

Außerdem beschäftige ich mich im Moment viel und ausführlich mit Förderanträgen. Das liegt unter anderem daran, dass ich nicht nur für meine eigenen Projekte Förderanträge schreibe, sondern auch zum Beispiel für ein Theaterkollektiv aus Niedersachsen. Das läuft dann folgendermaßen: Das Kollektiv fragt bei mir an, ob ich die Texte für einen bestimmten Antrag bei einer bestimmten Förderinstitution schreiben kann. Ich schaue mir daraufhin an was für den Antrag gebraucht wird und rede mit einer Person aus dem Kollektiv über das geplante Projekt und die dahintersteckende Idee. Danach setze ich mich hin und schreibe einen ersten Entwurf für den Antrag. Den sende ich dem Kollektiv zu. Die schauen, ob ihnen etwas im Antrag fehlt. Eventuell überarbeite ich das Ganze noch mal und lasse ihnen die finale Version zukommen.
Für eigene Projekte streife ich durch das Internet auf der Suche nach passenden Förderungen. Ich habe mittlerweile ein Textdokument, in dem ich die Links zu Seiten die Überblicke über Stiftungen oder Förderungen geben sammle. Call for Kunst (https://callforkunst.de/) ist eine dieser Seiten, auf denen ich regelmäßig lande.

Und was soll ich sagen? Mittlerweile schreibe ich echt gerne Förderanträge. Am liebsten natürlich solche die bewilligt werden.

Damit möglichst viele meiner Anträge bewilligt werden, habe ich mich noch mal mit meinen Studienunterlagen auseinandergesetzt. Denn ich hatte Seminare mit Titeln wie: „Förderanträge – wie und wo?“ Oder „Stiftungen und Förderwesen“. Ein paar meiner Erkenntnisse aus dem Studium und eigener Erfahrung möchte ich heute mit euch teilen:

Für einen guten Antrag kann zumindest etwas Grundlagenwissen zu Fragen wie: Was sind die momentanen kulturpolitischen Ziele? Wie werden Fördergelder verteilt? und: Wie begeistere ich die Leser:innen meiner Anträge für meine Projekte? von großem Vorteil sein. Die aktuellen kulturpolitischen Ziele kann man in Koalitionsverträgen und ähnlichem lesen. Aber welche Förderinstitutionen passt denn zu meinem Projekt? Das ist natürlich von Projekt zu Projekt unterschiedlich. Grundsätzlich hilft es sich Förderrichtlinien bzw. Satzungen von Stiftungen und Förderinstitutionen anzuschauen, um zu wissen ob mein Projekt und die Förderinstitution zusammenpassen. Und wenn sie zu passen scheint, ist es immer gut, dort anzurufen und einen ersten Kontakt aufzunehmen. Tipp: Übt vorher euer Projekt in sehr kurzer Zeit gut verständlich vorzustellen. Stellt euch den Kontakt zu einer Förderinstitution wie ein Vorstellungsgespräch vor, bei dem beide Seiten versuchen herauszufinden, ob sie zueinander passen. Seid also vorbereitet auf Fragen, habt alle Unterlagen, die benötigt werden könnten, dabei und lasst die bunte Ringelleggins auf der „Fuck bureaucracy“ steht, an dem Tag vielleicht lieber im Schrank.
Ein wichtiger Part steht euch jetzt natürlich noch bevor. Die Antragsformulierung. Doch wie formuliert mensch einen Antrag? Hier sind natürlich die Vorgaben und Richtlinien der jeweiligen Förderinstitution beachten. Soll die Vorstellung und Beschreibung eures Konzepts maximal 1.500 oder 6.000 Zeichen umfassen? Was braucht es neben der Beschreibung des Konzepts noch und wie umfangreich soll das sein?
Zur eigentlichen Ausformulierung habe ich aber ein paar Hinweise. Einige davon sollten klar sein, z.B. Formuliert eure Anträge in einer klaren, verständlichen Sprache für eine:e Leser:in die keine Ahnung von eurem Projekt hat. Und setzt dabei auf Reduktion. Keine:r möchte einen Projektantrag lesen bei dem mensch hinterher denkt: Das wäre auch in zwei Sätzen statt auf drei Seiten gesagt gewesen. Also so ausgeprägt macht das vermutlich nur jemand dessen Katze auf der Tastatur eingeschlafen ist und dabei aus Versehen immer wieder copy & paste machte, aber ihr wisst schon was ich meine. Ein Antragstext soll die Leser:innen schließlich davon überzeugen, euer Projekt zu finanzieren. Schaut also gerne mal: Wie ist mein Text dramaturgisch eigentlich aufgebaut? Nutze ich Metaphern? Menschen mögen Metaphern. Sie helfen uns Komplexität intuitiv zu erfassen und sprechen uns auf mehreren Ebenen an. Sie können motivierend und handlungsaktivierend wirken. Schaut dafür doch auch mal: Welche Slogans und Metaphern nutzt die Kulturpolitik gerade? Und könnt ihr euch diese zu eigen machen bzw. sie so verändern, dass sie authentisch zu euch passen?
Und zu eurem Antrag gehört natürlich auch ein ausgewogener KFP, also der Kosten-Finanz-Plan. Tut euch selbst einen Gefallen und achtet dabei auf eine faire Bezahlung für euch und alle am Projekt Beteiligten.
Wenn die Förderinstitution einen MusterKFP hat, dann nutzt ihn.

Für den Prozess des Antrag Schreibens möchte ich euch, fast abschließend, noch ein paar Minitipps geben.
1. Schreibt den Antrag nicht komplett allein. Tauscht euch mit anderen Menschen über eure Idee aus. Zeigt euren Antrag, bevor ihr ihn abschickt, mal jemandem der nichts mit dem Projekt zu tun hat. Versteht dieser Jemand nicht, worum es geht, oder hat viele Nachfragen ist euer Antrag noch nicht klar genug formuliert.
2. Seid ihr Mitglied in einem Berufsverband oder ähnlichem? Manche dieser Verbände bieten Antragsberatungen für ihre Mitglieder an und schauen z.T. sogar über eure Entwürfe. Nutzt das!

Und zum Abschluss noch ein Spezialtipp für den Fall, dass ihr abgelehnt worden seid. Was hoffentlich nicht vorkommt:
Schmollt nicht, sondern fragt bei der Förderinstitution nach warum ihr abgelehnt worden seid. Dies kann mehrere positive Effekte haben.
A) Ihr lernt für den nächsten Antrag etwas dazu. Klar.
B) Die Förderinstitution hat gemerkt das euer Projekt doch nicht so gut zu ihnen passt und euch deshalb abgelehnt. Eure Ansprechpartner:in hat vielleicht im persönlichen Gespräch einen Tipp für euch wer stattdessen zu eurem Projekt passen könnte. (Das wird wahrscheinlicher, wenn sie schon mal Kontakt zu euch hatten. Ist ja auch klar, ich gebe einen heißen Tipp ja auch eher an eine sympathische Bekannte als an eine völlig fremde Person).
C) Im Gespräch über eine Ablehnung stellt sich ein Missverständnis heraus, oder das ein Teil der Unterlagen verloren ging. In diesem Fall kann ein persönliches Gespräch unter Umständen, ganz selten, dazu führen, dass ihr doch noch gefördert werdet. Klingt unglaublich, ist mir bereits passiert.

Jetzt wünsche ich euch und mir aber erstmal viel Erfolg bei den Förderanträgen.

Wenn euch die Folge gefallen hat, dann abonniert gerne meinen Podcast. Wenn ihr Fragen habt, Feedback geben oder zu einem Thema mehr wissen wollt dann meldet euch gerne bei mir über einen der folgenden Wege:
Per E-Mail an kontakt@theaterindosen.com
Instagram @momowerner oder
Facebook @ theaterindosen

Und wer mehr über meine Tätigkeiten als Selbstständige erfahren möchte, der besuche doch gerne meine Website charlottewerner.org.

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